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21. 11. 2024, 08:33 Uhr |
Frühe Erinnerungen an Tempelhof Nur wenige Monate nach meiner Geburt in Friedrichshain kam ich nach Tempelhof. Der heutige Ortsteil Tempelhof hatte irgendwie Glück gehabt, anderswo in Berlin hatten die Bomben mehr Häuser zerstört. Mancher Straßenbaum wurde im Winter zum Heizen gefällt, auf dem Hof hatte jeder Mieter sein Gemüsebeet, auf dem Alarichplatz wuchsen Kartoffeln. Einmal, als ich auf dem S-Bahnhof Tempelhof auf den Zug wartete, klatschte drüben beim Güterbahnhof ein Rosinenbomber zu früh auf die Gleise. Der Onkel meines Kindergarten-Freundes war Binnenschiffer. Und so spielten wir manchmal - was verboten war - zwischen Geschosshülsen der Flak, die als wertvolles Messing im Tempelhofer Hafen auf ihren Abtransport warteten. Im September 1950 kam die Einschulung, wir wurden die erste Montessori-Klasse in Deutschland, wenn nicht sogar auf dem Kontinent. Schade, die alte Villa direkt am Alten Park, gegenüber der Post, wo sich Kita und die frühe Montessori-Schule befanden, gibt es nicht mehr, sondern einen mehrgeschossigen Neubau. Übrigens: Mein Freund wohnte in der Viktoriastraße direkt gegenüber vom Kopierwerk der Ufa, wo wir manchmal echte Filmstars bestaunten, längst bevor es dort die Ufa-Fabrik gab. 1954 Umzug in eine Wohnung am Attilaplatz. Unten war die Straße damals gepflastert, und es dröhnte mehrmals in der Woche gewaltig, wenn die ca. 50 Patton-Panzer der Amerikaner wieder vom Flughafen zum südlichen Grunewald zu Übungen fuhren. Am Bunker wurde Fußball gespielt. Die Kinos meiner Kindheit und Jugend sind leider inzwischen restlos verschwunden. Im einstigen Postamt gibt es inzwischen ein Café. Die Straßenbahn-Linien 95 und 96 gibt es schon lange nicht mehr. Und das Straßenbahn-Depot ist heute ein Teil des Te-Damm-Center. Ansonsten aber ist vom alten Tempelhof noch erstaunlich viel Reizvolles geblieben. Investoren und Stadtplaner haben zwar den Hafen bebaut und einen alten Baum am Rathaus gefällt. Am Tempelhofer Damm wurde das Kaufhaus Carl Walden zu Galeria Karstadt und viele Geschäfte haben sich verändert. Die Altbauten sind fast alle saniert, Kummer bereiten nur die vielen kleinen leer stehenden Läden. Wenn ich zurück an Tempelhof denke, und heute durch Tempelhof gehe, dann muss ich sagen: "Hier ist ein Stück Berliner Heimat, das es geschafft hat, seinen Charme über lange, lange Zeiten irgendwie zu bewahren". |
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Hier zusätzlich noch Erinnerungsfotos des Tempelhofer Historikers Ulrich Waack:
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